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Erfahrungsbericht vom World Sailing Sicherheitslehrgang

03. März 2023 Liebe Seglerinnen und Segler, liebe Neugierige,

ich, Martin Mathea (Bootswart Sundowner), möchte Euch von dem Lehrgang „World Sailing Sicherheittraining“ berichten. Am 28. und 29. Januar 2023 fand, auf dem Gelände der Jade Hochschule in Elsfleth, der Lehrgang statt. Wir vom Segelverein Weser waren insgesamt mit 11 Personen anwesend.

Inhaltlich ging es um Notfall- und Extremsituationen auf offener See. Themen waren u.a. Seemannschaft bei Sturmsegeln, Leckabwehr, 1. Hilfe aus See, Mann über Bord, Brandbekämpfung, Umgang mit Seenotrettungsmitteln sowie das Worstcase-Szenario „Aufgabe des Schiffes“ und den daraus folgenden Ereignissen, dem Überleben aus See mit Rettungsweste und Rettungsinsel.

Das Schöne an dieser Veranstaltung ist, dass der Schwerpunkt in allen Bereichen auf den praktischen und realistischen Übungen vor Ort liegen, welche den kurzweiligen Theorieteil gut untermauern. Dadurch bleibt sehr viel vermitteltes Wissen hängen und man erfährt am eigenen Leib wie sich gewissen Situationen anfühlen können. Sowie was für mich wichtig war, wie verhalte ich mich in einer Extremsituation und was kann ich als Skipper oder Mitsegler eigentlich tun. Um die Fülle an Wissen und Übungen an uns zu übermitteln wurde der Lehrgang auf zwei Tage aufgeteilt.

Begonnen wurde der erste Tag mit der Situation Mann über Bord. Schwerpunkt war hier die Fragestellung:

„Wie bekomme ich die Person im Wasser wieder zurück an Bord?“

Ein Dankeschön an dieser Stelle an unseren „Freiwilligen“ Björn, der für uns an diesem Tag öfters ins Wasser gefallen ist. Am Testbecken konnten wir verschiedene Strategien ausprobieren, wie zum Beispiel den Einsatz eines Bergesegels oder die Bergung mit Hilfe des Spinnaker-Fall.

Im Anschluss wurden uns verschiedene Rettungsmittel gezeigt und vorgestellt sowie erläutert wann es sinnvoll ist welche Mittel einzusetzen. Diese durften wir auch im Anschluss selbst vor Ort ausprobieren und auslösen. Ich muss sagen ich habe hierbei deutlich mehr gelernt als damals bei meinem Pyroschein, der rein theoretischer Natur war.

Die nächste Station war die Leckabwehr im Boot. Hierfür wurde eine kleine Segelyacht vom Veranstalter so präpariert, dass an zwei Stellen Wasser ins Boot tritt. Durch ein Ventil konnte der Lehrende, der außerhalb des Bootes stand, den Wasserdruck ggf. auch erhöhen. Im Boot selber waren dann jeweils abwechselnd immer zwei Teilnehmer und mussten nun das Leck so gut es geht mit den vorhandenen Mitteln abdichten. Auch mit einer Rettungsweste kann man ein großes Loch sehr gut abdichten. So wie die Veranstalter es uns gezeigt haben. Die Frage ist dann nur: Wer gibt seine Rettungsweste her?

 

Am zweiten Tag gab es insgesamt zwei Einheiten.

Die erste Einheit war der 1. Hilfekurs.

Während wir noch im Raum saßen, im Gespräch vertieft mit den Sitznachbarn und Erwartungsgemäß auf den Lehrenden warteten, kam dieser auf einmal sehr verwirrt herein mit einer blutenden Hand in der ein großes Stück Glasscherbe steckte. Nach einer kurzen Zeit merkten wir, auch dies wird kein klassischer 1. Hilfe Kurs. Dass der Ausbilder sich mit wirklicher Leidenschaft von uns quälen lies, zeigte sich als er uns die militärischen Errungenschaften der 1. Hilfe vorstellte. Hier durfte Rainer dem Ausbilder einen „Tourniquet“ anlegen und damit am Oberarm seinen Blutfluss vollständig abdrehen. Als wäre, dass nicht schon genug gewesen musste bei dem „stillgelegten“ Arm noch ein Druckverband angebracht werden. Im Anschluss wurde erst der Druckverband wieder abgenommen, nun konnte man die Funktionsweise des Druckverbandes sehr gut auf seiner Haut sehen und danach wurde der „Tourniquet“ wieder gelöst. Zur Freude des Ausbilders, der aber in den kommenden Tagen einen guten blauen Fleck am Oberarm behalten wird.

Die zweite Einheit war das Highlight dieser gesamten Veranstaltung.

Nun hieß es Segelkleidung anlegen, eigene Rettungsweste anziehen und ab ins Wasser. Hier konnte man sich von der eigenen Weste überzeugen lassen oder sofort die Nachteile feststellen. Sehr bemerkenswert war die Erfahrung, dass man mit der Formel: „Je größer die Weste, je besser ist diese auch!“ Auch große Nachteile haben kann! Im Wasserbecken angekommen wurden verschiedene Übungen mit der ausgelösten Rettungsweste durchgeführt. Das Level der Übungen wurde kontinuierlich durch verschiedenen Wellenhöhen, Regen, Wind und Lichteffekte gesteigert. Am Schluss durften alle in eine Rettungsinsel steigen und vom Hubschrauber per Winsch gerettet werden.

Dies hat auch bei allen Teilnehmern funktioniert, dass wir im Anschluss gemeinsam in unserem „Bootshaus Weserbogen“ gemeinschaftlich Abendessen konnten.

 

Mein Fazit zu dieser Veranstaltung ist, dass sich jede Minute vor Ort gelohnt hat. Und ich als Segler bei vielen Situationen nun weiß, was ich machen kann. Dieses Wissen beruhigt und macht Lust auf die neue Segel-Saison.

Diesen Kurs kann ich nur empfehlen, er ist jeden Cent wert.

 

Viele Grüße von Martin Mathea

ISAF Sicherheitslehrgang 2023